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Der österreichische Schatten hinter dem Wirecard-Skandal: Spionage, Politik und Ignoranz

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Wirecard mit Egisto Ott und dem Dritten Mann

Der Fall Wirecard, einst Paradebeispiel des deutschen FinTech-Sektors, entpuppt sich zunehmend als ein düsteres Kapitel, das tiefe Wurzeln in Österreich hat. Es ist eine Geschichte, die nicht nur von angeblich gigantischem Betrug handelt, sondern auch von Spionage, politischer Verflechtung und einer beunruhigenden Gleichgültigkeit gegenüber rechtswidrigen Aktivitäten.

Im Mittelpunkt dieses Skandals stehen mehrere österreichische Schlüsselfiguren:

  • der frühere CEO Markus Braun der seit 2020 in Untersuchungshaft in Deutschland sitzt und sich derzeit der Anklage in München stellen muss.
  • der ehemalige COO von Wirecard, Jan Marsalek, der sich kurz vor dem Konkurs der Wirecard per Flugzeug mit Unterstützung österreichischer Helfer wie Egisto Ott nach Russland abgesetzt hat.
  • der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Egisto Ott und sein damaligerBoss Martin Weiss die rund um Marsalek angeblich Spionage für Wirecard und Russland betrieben haben.

Im Fall der Wirecard verschwimmen die Grenzen zwischen Wirtschaftskriminalität, Korruption, und Spionage.

Es ist bekannt, dass Marsalek auch zu Florian Stermann, dem ehemaligen Generalsekretär der Österreichisch-Russischen-Freundschaftsgesellschaft, zum ehemaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus beste Beziehungen hatte. Im Umfeld des gefallenen Kurz-Zeit-Kanzlers Sebastian Kurz hielt sich wiederum Markus Braun auf der auch als Großspender der ÖVP geführt wurde.

Nach der Ukraine Invasion mussten die Russen ihre Investments in Österreich bestmöglich verstauen. Auch dabei hat Gudenus eine interessante Rolle gespielt. So hat er sich als Vermittler von Zinshäusern betätigt die von Russen in Wien gehalten wurden.

Das ZackZack Syndrom

Trotz der schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Ott, insbesondere im Hinblick auf seine Spionagetätigkeiten für Russland, hat der Umgang einiger österreichischer Medien, namentlich „ZackZack“ von Peter Pilz, eine bedenkliche Tendenz zur Verharmlosung gezeigt. Der frühere Chefredakteur Ben Weiser hat kürzlich auf X Kritik an einem im September 2021 veröffentlichten Interview mit Ott erhoben in dem Ott die Gelegenheit erhielt, sich als Opfer darzustellen und den Spionagevorwurf von sich zu weisen. Die restlichen Median waren nicht viel hinterfragender.

Es ist in Wien einfach gelebte Tatsache, dass Spionage für die Russen als ein Kavaliersdelikt gegolten hat. Wie bei Rot über die Straße gehen. Gusenbauers Kuss des russischen Bodens am Flughafen in Moskau ist diesbezüglich bis heute treffend symbolhaft.

Wo ist das Wirecard Geld

Der Zusammenbruch von Wirecard im Juni 2020 enthüllte nicht nur ein riesiges Finanzloch von €1,9 Milliarden, sondern auch ein Netz aus illegalen Aktivitäten, darunter Geldwäsche und die Abwicklung von Zahlungen für fragwürdige Branchen. In der österreichischen Öffentlichkeit ist weitgehend unbekannt, dass Wirecard als sogenannter „high-risk“ Payment Prozessor für Porno und Glückspiel tätig war. Daneben hat Wirecard auch Geld für riesige Online Scams gewaschen. Sauber war Wirecard unter Braun und Marsalek nie.

Trotz der „unsauberen“ Geschäfte wurde Wirecard von den Politikern und Behörden beschützt und hofiert. Dieses unreflektierte Zulassen hat nach dem Konkurs auch dem deutschen BaFin-Chef Felix Hufeld den Job gekostet.

Die Verbindungen zwischen Markus Braun, Jan Marsalek und politischen Schwergewichten wie dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz deuten auf ein symbiotisches Verhältnis hin, das weit über übliche geschäftliche Interaktionen hinausgeht.

Es stellt sich die logische Frage nach dem Verbleib der €1,9 Milliarden falls es die gegeben hat. Haben bei diesem Geldkarussel auch die Geheimdienste ihre Finger im Spiel gehabt? Gerüchte über russische Geldwäsche über die Wirecard hat es immer gegeben.

Österreichische Blindheit

Die Russen in Wien waren allgegenwärtig. Auch in der Szene der Wiener Zocker. Dann kam der Februar 2022.

Der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat eine Welle der Aufmerksamkeit und des Umdenkens betreffend der österreichischen Aktivitäten mit Russland ausgelöst. Die anschließende Sensibilisierung für die Gefahren der Spionage und darauffolgende internationale Ermittlungen brachten neue Beweise ans Licht, die schließlich zur Verhaftung von Egisto Ott und zur Aufdeckung der Wirecard Verbindungen führten.

Die österreichischen Behörden haben sich bei der Aufklärung dieses Spionagefalls bestensfalls passiv verhalten, schlimmstenfalls sogar verdunklerisch. Offensichtlich hat erst der internationale Druck aus den UK und US und die unmissverständliche Verurteilung von Spionageaktivitäten einige österreichische Behörden und Medien zwangsweise aus ihrer Lethargie gerissen.

Der Fall Wirecard ist ein Weckruf für die österreichische Politik und ihre Institutionen, ihre Rolle und ihren Einfluss kritisch zu hinterfragen und die notwendigen Reformen einzuleiten, um derartige Skandale in Zukunft zu verhindern.

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