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Die Kika/Leiner-Insolvenz und die Entwürdigung eines Immobilientycoons!

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Kika-Leiner Insolvenz

René Benko hat sicher schon bessere Tage gesehen. Nach rund zwei Jahrzehnten in denen sich Benko den Titel eines Immobilientycoon (oder Magnaten) erarbeitet hat, bringen ihn die neuen Rahmenbedingung aus hohen Zinsen und restriktiver Kreditvergabe den Tycoon zumindest medial in Bedrängnis. Gestern hat der Falter einen kritischen Bericht mit dem Titel „Warum helfts ihr dem Benko so?“ gebracht. Im Standard werden die Steuerschulden der nunmehr insolventen Kika/Leiner Gruppe analysiert. Die deutschen Medien sind ohnehin schon lange Benko-kritisch, um es freundlich zu formulieren.

Leider keine Shortselling möglich

Wäre die Signa Holding börsennotiert würden sich wohl Shortseller wie Fraser Perring schon längst darauf gestürzt haben. Perring hat zuletzt die Aktien einee börsennotierte schwedische Immobilienfirma zerstört. Shortseller verdienen mit dem Shortselling viel Geld. Die Wetten darauf, dass Signa mittelfristig in Probleme laufen könnten, würden wohl vom Markt angenommen. Eine kurzfristige Änderung der Rahmenbedingungen ist nicht erwartbar. Hohe Zinsen und fallende Immobilienpreise könnten Signa zu einem Immobilien-Zombie mutieren lassen.

Steigende Mieten und hohe Immobilienbewertung

Im Juni 2018 übernahm Benkos Signa Holding den angeschlagenen Möbelriesen Kika/Leiner und Benko wurde vom damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz als Retter tausenden Arbeitsplätzen gelobt. Benkos Signa löst die Immobilien aus dem Kika/Leiner-Geschäft heraus und vermietet diese an die Möbelgeschäfte.

Der Standard schreibt, dass über die steigenden Mietpreise die Immobilien in den Signa-Büchern immer höher bewertet wurden. Eine Darstellung, die Signa bestreitet, Das operative Möbelgeschäft, das Verluste macht hätte sich hohen Mietzahlungen gar nicht leisten können.

Im Mai 2023 wurden die Kika/Leiner Immobilien an die Supernova-Gruppe von Frank Albert verkauft, Das operative Geschäft wurde von Hermann Wieser, einen früheren Manager von Kika/Leiner, verkauft.

Die Riesen-Insolvenz und das Finanzamt

Am 12. Juni wurde die Insolvenz beantragt, der größte Pleitefall der letzten zehn Jahre. Etwa jeder zweite Beschäftigte verliert seinen Job. Inklusive Gutscheinforderungen und Anzahlungen, die man rückerstatten muss, hat Kika/Leiner €200 Millionen Schulden.

Einer der größten Gläubiger ist die Republik Österreich. Die Kosten für die Republik könnten sich auf bis zu €100 Millionen belaufen. Während der Corona-Krise hat Kika/Leiner Steuerstundungen in Höhe von etwa €40 Millionen erhalten die jetzt nicht bezahlt werden können.

Das Finanzamt hat Kika/Leiner freundlich unterstützt. Im September 2021 lag die Steuerstundung bei der Kika Möbel-HandelsgmbH bei rund €20 Millionen. Dabei hatte das Unternehmen rund €58 Millionen Guthaben bei Banken. Bei der Rudolf Leiner GmbH waren es im gleichen Zeitraum Stundungen von rund €39 Millionen Euro bei einer Liquidität von €85 Millionen Euro.

Ein Finanzbeamter soll der WKStA gesagt haben, dass er habe sich gewundert habe, dass seine Chefs Benko deutlich entgegenkommen wollten: „Warum helfts ihr dem Benko so?„, habe er gefragt.

Steuern und Finanzprüfungen sind auch Gegenstand der Ermittlungen der WKStA gegen Benko. Der wird vom Kronzeugen Thomas Schmid schwer belastet und sagte aus, dass Benko ihn mit der Aussicht auf einen Spitzenjob bestochen habe. Im Gegenzug habe er sich dafür „quasi Entgegenkommen bei seinen Steuerangelegenheiten erwartet“. Benko bestreitet das.

Verstörende Optik

Die Optik für Benko und Signa ist sicher katastrophal und das mediale Echo entsprechend zerstörend. Nur wenige Tage nach dem Verkauf meldet Kika/Leiner Insolvenz an. Investigative Journalisten hinterfragen, ob das nicht bereits von langer Hand vorbereitet war. Es wurde zuletzt auch spekuliert, ob Hermann Wieser nicht nur ein Strohmann wäre. Der deutsche Focus meint, dass Signa zum Auslöser einer Gewerbeimmobilienkrise werden könnte, die zahlreiche Banken in Europa in Mitleidenschaft ziehen würde.“

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