Die börsennotierte Pierer Mobility AG, die Muttergesellschaft der nunmehr insolventen KTM AG, steht im Fokus kritischer Beobachtung. Auch die (oberste) Muttergesellschaft, die Pierer Industrie AG, hat angesichts finanzieller Schwierigkeiten ein Restrukturierungsverfahren nach der europäischen Restrukturierungsordnung (ReO) eingeleitet, um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Dies betrifft insbesondere börsenotierte Anleihen und Schuldscheindarlehen im Umfang von mehreren Hundert Millionen Euro, darunter:
- Eine EUR 100 Mio. Anleihe, zugelassen zum Amtlichen Handel an der Wiener Börse (Laufzeit 2020–2028),
- Schuldscheindarlehen über EUR 132,5 Mio. (Laufzeiten 2020–2025 und 2020–2026),
- Eine privat platzierte Anleihe im Nennbetrag von EUR 15 Mio. (Laufzeit 2021–2033).
Die vorzeitige Fälligstellung dieser Finanzierungen würde zur Zahlungsunfähigkeit der Pierer Industrie AG führen, sagt das Unternehmen in der Aussendung vom 25. November 2024. Die restrukturierende Muttergesellschaft bringt somit nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die ihrer Tochterunternehmen in Gefahr.
Verschwundene Assets der Pierer Mobility

Die börsennotierte Pierer Mobility AG, die 100 % der Aktien der mit €2,9 Milliarden (oder so) Verbindlichkeiten insolventen KTM Gruppe hält, hat bisher selbst kein Restrukturierungsverfahren eingeleitet. Dennoch gibt es alarmierende Entwicklungen: dutzende Investoren-relevante Dokumente auf der Webseite der Pierer Mobility AG scheinen teilweise entfernt worden zu sein. Wer die Links zu den Dokumenten aufruft erhält die Fehlermeldung: No asset found.

Eine Überprüfung am 5. Dezember 2024 ergab, dass unter anderem folgende Dokumente nicht mehr verfügbar waren und eben die besagte Fehlermeldungen „no asset found“ erzeugten:
- Company Presentation December 2024,
- Company Presentation November 2024,
- Company Presentation October 2024,
- Company Presentation H1 Results 2024,
- Excel-Datei „Condensed Consolidated Interim Financial Statements“ für 2024,
- PDF-Version Half-Year Financial Report 2024,
- PDF-Version Annual Report 2023,
- PDV-Version Annual Financial Report 2023.
Es bleibt unklar, ob es sich um technische Probleme handelt oder ob eine bewusste Zurückhaltung von Informationen vorliegt. Angesichts der aktuellen Krise wäre eine transparente Kapitalmarktkommunikation jedoch von höchster Bedeutung, um das Vertrauen der Anleger zu bewahren.
Kapitalmarktkommunikation und rechtliche Verpflichtungen
Gemäß den Anforderungen des Börsegesetzes 2018 und der EU-Transparenzrichtlinie (2004/109/EG) und ähnlichen Regelungen in der Schweiz, Deutschland und anderen regulatorischen Regimen unterliegt die Pierer Mobility AG als börsennotiertes Unternehmen strengen Veröffentlichungspflichten. Dazu gehört die fristgerechte Bereitstellung von Finanzberichten und anderen relevanten Informationen. Eine mangelhafte Kommunikation könnte nicht nur regulatorische Konsequenzen nach sich ziehen, sondern auch das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttern.
Besonders bemerkenswert ist, dass der Aufsichtsratsvorsitzende der Pierer Mobility AG, Josef Blazicek, ein ehemaliger Investmentbanker und Weggefährte des bekannten Wiener Börsenakteurs Mike Lielacher ist. Angesichts seiner Expertise sollte eine ordnungsgemäße Kapitalmarktkommunikation sichergestellt sein.
Fragen bleiben offen
Die derzeitige Intransparenz wirft viele Fragen auf:
- Warum sind so viele zentrale Dokumente nicht mehr zugänglich?
- Werden die Veröffentlichungspflichten gemäß den gesetzlichen Vorgaben eingehalten?
- Welche Maßnahmen ergreifen die Verantwortlichen, um das Vertrauen der Anleger zu sichern?
Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein, uns mit weiteren Informationen zur Pierer Gruppe oder den handelnden Personen zu unterstützen. Hinweise können per Kommentar oder per E-Mail an office@wienerzocker.com übermittelt werden.
Die Entwicklungen bei der Pierer Mobility AG sind nicht nur ein Fall für Investoren, sondern auch für die Finanzaufsichtsbehörden. Wir werden die Situation weiterhin genau beobachten und berichten.

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