Nach unserem Bericht über den Zuschlag einer Dachgeschosswohnung in der Kaiserstraße 80 an Ferhat Milanov und seiner Beschwerde an Wiener Zocker haben uns zahlreiche namentlich bekannte Whistleblower mit belastbaren Dokumenten versorgt. Wir haben die Unterlagen geprüft und die Kernaussagen verifiziert. Das Bild ist klarer – und komplexer: Milanov war/ist nicht „irgendwer“ im Umfeld von Lukas Neugebauer, sondern ein operativer Fixpunkt in Transaktionen, die exemplarisch für die Wiener Zocker-Szene stehen. (Unschuldsvermutung.)
1) Die Pospichal-Uhr: ein Kleinod mit großem Fragezeichen
Laut den uns vorliegenden Informationen führt der Masseverwalter Dr. Matthias Schmidt ein Verfahren mit Blick auf eine Uhr, die kurz vor Neugebauers Privatkonkurs den Eigentümer gewechselt haben soll. Milanov erklärte angeblich, das Stück zuvor von Markus Pospichal erworben zu haben. Pospichal wiederum gilt seit Jahren als Fixgröße im spekulativen Wiener Immobilienmilieu im rechten Milieu. Zu seinen Partnern und Weggefährten gehört der verurteilte Holocaust-Leugner, Immobilien-Spekulant und Firmenentsorter Harald Schmidt.
Unsere Berichte zu Harald Schmidt hier.
Brisant daran ist weniger der Gegenstand, sondern das Timing: Vermögensbewegungen in der Insolvenzperipherie sind rechtlich heikel – und forensisch hochrelevant. Hier geht es um Rückabwicklung/Anfechtung und um die Frage: Wer profitierte wann – und warum genau dann?
2) MLVI mit Wagenhofer: 160 % in 12 Monaten
Zurück ins Jahr 2015/2016: Milanov trat neben Lukas Neugebauer als Geschäftsführer der MLV Immobilien GmbH (MLVI) auf (Quelle: Northdata).

- November 2015: Ankauf einer Liegenschaft von der Anglerweg 1 GmbH (Zurechnung zu Thomas Wagenhofer) um € 2,15 Mio.
- Dezember 2016: Weiterverkauf aus der MLVI-Sphäre um rund € 5,68 Mio an eine Gesellschaft aus dem Voithofer-Geflecht. Unterzeichnung: u. a. Lukas Neugebauer und Margarete Voithofer.
- Vertragserrichtung: Kubes Passeyrer (gegen Thomas Passeyrer wird in anderen Zusammenhängen ermittelt).

Binnen knapp 12 Monaten eine Wertsteigerung > 160 % – „Benko-Style“ im Miniaturformat. In Summe ein klassischer Kettentransaktions-Case: enge Akteursnähe, schnelle Wertaufstiege, hohe Beleihbarkeit – und die Frage, wo realer Wert endet und Überfinanzierung beginnt.
3) Kaiserstraße 80: Milanovs privates Immobilien Karussell
Die Kaiserstraße 80 ist offenbar ein Dauerschauplatz für Neugebauer, Milanov und die LNR:

- 2018: Erwerb Top 45 von einer LNR-Projektgesellschaft um € 1,05 Mio. Zu diesem Zeitpunkt war Milanov bereits als Manager und Geschäftsführer in der LNR-Gruppe aktiv (beispielsweise als GF bei der LMF Erzherzog-Karl-Straße 31 Immobilien GmbH).
- Jänner 2023: Verkauf um € 850.000 (Buchverlust) an Niklas Wendelin Moser, ein weiteres Mitglied im LNR-Netzwerk (siehe unten). Kurz darauf: Auflösung des Kaufvertrages wegen Mängel – Wohnung wieder bei Milanov.
- September 2024: erneuter Verkauf – wieder € 1,05 Mio. In Summe ist diese Wohnung unter Berücksichtigung der erheblichen Nebenkosten und Gebühren ein Verlustgeschäft für Milanov gewesen.
- Dezember 2025: Milanov ersteigert Top 39 (vormals Neugebauer) um € 400.000.
Es stellt sich die Frage warum Milanov trotz des Verlustgeschäftes mit seiner eigenen Wohnung, der offenbar Mängel in der Kaiserstraße 80 nun doch wieder in das Haus drängt?
Bericht zur Zwangsversteigerten Wohnung hier.
Die Dokumente zu dieser Kauf-/Verkaufskette liegen uns vor. Zusammen mit der belegten operativen Rolle von Milanov bei LNR bis mindestens Herbst 2025 (Signaturen, LNR-E-Mail, Projektkoordination) ergibt sich ein Muster: Nähe zum Schuldnerkreis + Insiderkenntnis + preisaktive Transaktionen. Ob das Strohmann-, Umgehungs- oder bloß Marktlogik ist, müssen Behörden klären – die Fragen drängen sich auf.
Zum temporären Käufer von Milanovs Wohnung in der Kaiserstraße 80, also Niklas Wendelin Moser, hielt das Profil fest, dass Neugebauer über die LNR Zollergasse 31 Projektentwicklungs GmbH 2019 das denkmalgeschützte ehemalige Post- und Telegraphenamt im 7. Wiener Gemeindebezirk von Mosers „N.W. Moser Real Estate GmbH“ um €26 Millionen erworben hat. Das Objekt war erst wenige Wochen zuvor von Mosers Firma um knapp 21 Millionen Euro erworben worden. „Ein Preisanstieg um sechs Millionen Euro binnen gerade einmal eines Monats?“ fragt das Profil in seinem Artikel.
Einordnung: Netzwerk, Narrative, notwendige Prüfungen
- Rollenbild: Milanov agiert nicht als Randfigur, sondern mehrgleisig – als Projektlenker, Vertragspartner, Erwerber/Veräußerer.
- Muster: Beschleunigte Wertaufstiege, gruppennahe Gegenparteien, zeitkritische Deals; in der Summe typisch für das Überfinanzierungs-Zeitalter der Wiener Szene.
- Rechtlicher Kontext: Die Anklage gegen Lukas Neugebauer wegen betrügerischer Krida (§ 156 StGB) ist ein Anfang. In vergleichbaren Komplexen (Benko/Signa) fokussieren Ermittler auf Vermögensverschiebungen. Die Kaiserstraße-Akte legt nahe, dass ähnliche Tiefe auch hier angezeigt ist.
Danke an unsere Whistleblower für Dokumente und Chronologien – ohne Euch gäbe es dieses Bild nicht.
Hinweise, Unterlagen, Beobachtungen? Vertraulich an office@wienerzocker.com oder per Kommentar.Umfassendes Nachdenken


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