Es ist eine dieser typischen Wiener Geschichten: Man beginnt bei einem progressiven SPÖ-Thinktank mit „Plan A“ für die Zukunft Österreichs – und landet einige Jahre später bei einem Krypto-Giganten mit einer beeindruckenden internationalen Strafakte. Geführt wird der Krypto-Gigant in der EU nun vom Initiator dieses SPÖ-Thinktanks.
Die „Sektion ohne Namen“: SPÖ-Vorfeld, Realo-Thinktank, Kern-Bühne
2016/2017 gründete der Wiener Rechtsanwalt Oliver Stauber gemeinsam mit Mitstreiter:innen im ersten Bezirk die SPÖ-„Sektion ohne Namen“. Der Standard beschrieb sie als neue Sektion, ins Leben gerufen von Stauber, einem Anwalt aus Kärnten, der in den etablierten SPÖ-Strukturen „kein gutes Vereinsleben“ und zu wenig Raum für jüngere Leute sah. Auffallend viele Mitglieder kamen aus Wirtschaft und Beratung (Quelle: Der Standard).
Die Presse charakterisierte die Sektion später als „Realo-Gegenstück“ zur linken Sektion 8: jung, modern, wirtschaftsfreundlich. Vorsitzender: Oliver Stauber. Mit dabei: Niko Kern, Sohn des damaligen Bundeskanzlers Christian Kern. Die Sektion lud Christian Kern zu einer „Plan A“-Diskussion – ein symbolischer Auftritt des Kanzlers in genau jener Vorfeldorganisation, in der sein Sohn aktiv war (Quelle: Die Presse).
Kurz gesagt:
- Oliver Stauber baute sich mit der „Sektion ohne Namen“ ein eigenes SPÖ-Realo-Spielfeld,
- Niko Kern fand dort seinen politischen Anknüpfungspunkt,
- der damalige Kanzler Christian Kern nutzte die Sektion als Bühne für seinen Modernisierungsplan.
Oliver Stauber heute: MiCA-Architekt und Crypto-Kapitalist

Für Stauber hat der Plan A funktioniert. Parallel zur parteipolitischen Vernetzung etablierte sich Stauber als einer der sichtbarsten Krypto- und FinTech-Juristen des Landes: zunächst als Anwalt bei Stadler Völkel, dann als Chief Legal Officer und Managing Director bei Bitpanda (Source: FinTelegram).
Laut LinkedIn ist er heute CEO der KuCoin EU Exchange GmbH in Wien – also der europäische Frontmann eines der aggressivsten globalen Krypto-Konzerne (Quelle: LinkedIn). KuCoin zählt weltweit zu den großen Krypto-Börsen, fällt aber vor allem durch ausgedehnte Verstöße gegen Finanzgesetze und Geldwäsche auf:
- Erst im September 2025 wurde bekannt, dass KuCoin wegen Verletzung von Geldwäsche-Gesetzen eine Strafe von knapp $14 Millionen zahlen muss (Quelle: Reuters).
- Erst im Jänner 2025 bekannte sich KuCoin in den USA wegen unlizenzierten Geldtransfers schuldig und akzeptierte Straf- und Verfallszahlungen von knapp 300 Mio. USD; das Unternehmen verpflichtet sich, den US-Markt zumindest für zwei Jahre zu verlassen (Quelle: US DOJ). Die chinesischen Gründer Chun Gan und Ke Tang mussten zurücktreten.
- 2023 Vergleich mit der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft – KuCoin zahlte 22 Mio. USD und sagte zu, keine New Yorker Kunden mehr zu bedienen (Quelle: Wikipedia).
- 2024 klagte die CFTC die Plattform u. a. wegen massiver Defizite bei KYC/AML und der Abwicklung von Milliarden an verdächtigen Transaktionen (Quelle: Wikipedia).
Während KuCoin global also als „Wiederholungstäter“ in Sachen Compliance wahrgenommen wird, positioniert sich Stauber in Wien als Gesicht eines MiCA-Vorzeigeprojekts – als Brücke zwischen Politik, Regulierung und Hochrisiko-Finanz.
Es ist bemerkenswert wie aus einem SPÖ-Netzwerker plötzlich der CEO eines chinesisch-dominierten high-risk Finanz-Schemas wird. Für Insider ist es unverständlich, dass die österreichische FMA diese MiCA-Lizenz überhaupt vergeben hat. Ab gute Beziehungen machen in Österreich alles möglich.
Bericht über Stauber und KuCoin hier lesen.
Das Verhalten der FMA ist umso unbegreiflicher, wenn man sich vor Augen hält, dass die FMA gemeinsam mit dem italienischen Regulator Consob und der französischen AMF eine kritische MiCA-Petition verfasst hat (Quelle: AMF). Darin wurde dargelegt, dass sich die nationalen Regulierungsbehörden wie eben die FMA „eigentlich“ außerstande sehen, international tätige Krypto-Firmen effizient und effektiv zu überwachen. KuCoin ist ein Paradebeispiel eines „major crypto-asset service providers“ wie diese in der Petition als regulatorisches Problem beschrieben werden. Knapp zwei Monate später vergibt dann die FMA trotzdem die MiCA-Lizenz. Da hat Stauber sein Netzwerk wohl sehr gut zu nutzen gewusst.
Für die „Nicht-Krypto-Initiierten“: Markets in Crypto-Assets (MiCA) ist das regulatorische Rahmenwerk der EU für die europäische Krypto-Szene. Damit wurden Kryptowährungen offiziell als Teil des Finanzsystems anerkannt.
Call for Whistleblower & Insider
Es sieht so aus als würde das Terrain der Wiener Zocker nun von Krypto-Leuten bevölkert werden. Das ist spannend und wir werden berichten. Dazu benötigen wir Informationen.
Hinweise können vertraulich und gesichert per Email an office@wienerzocker.com oder über die Plattform Whistle42 übermittelt werden. Oder öffentlich (aber auch anonym) hier mit Kommentar.


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