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Apollogasse 8 – „Kauf ohne Geld“ am Tag vor dem Konkurs: Neue Unterlagen erhärten den Verdacht

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Der Kaufvertrag zwischen der insolventen Zinshaus AGPA 8 Projekt GmbH und der Blockstone Four GmbH

Kurzfazit: Ein Whistleblowerhat uns den Kaufvertrag vom 4. August 2025 zwischen der Zinshaus APGA 8 Projekt GmbH (LNR-Gruppe) und der Blackstone Four GmbH übermittelt. Der Kaufpreis: 7,8 Mio. EURohne Barkaufpreis, die „Berichtigung“ erfolgt ausschließlich durch Übernahme von auf der Liegenschaft lastenden Verbindlichkeiten in Höhe des Kaufpreises. Am 5. August 2025 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Der Vertrag ist (noch) nicht im Grundbuch verbüchert. Das ist der dritte Teil unserer Serie zu Apollogasse 8 – und der brisanteste.

Kaufvertrag Apollogasse 8 hier herunterladen.


Die neuen Fakten (laut Kaufvertrag & Begleitunterlagen)

  • Zeitpunkt & Ort: Vertragsabschluss 04.08.2025nur Stunden vor der Insolvenzeröffnung am 05.08.2025. Unterzeichnet in Ebreichsdorf (NÖ), obwohl keine der beiden Gesellschaften dort ihren Sitz hat.
  • Historie & Preisbewegung:
    • 2022: Erwerb der Apollogasse 8 durch Zinshaus APGA 8 Projekt GmbH um €12,75 Mio.
    • 04.08.2025: Weiterverkauf an Blackstone Four GmbH um €7,8 Mio (-39% ggü. 2022).
  • Finanzierung/Flüsse: Kein Barkaufpreis. Der Kauf durch die Blackstone Four GmbH erfolgt ausschließlich durch Übernahme von auf der Liegenschaft lastenden Verbindlichkeiten in Höhe von €7,8 Mio. Es fließt kein Geld in die Masse.
  • Belastungen: Im Grundbuch ist (derzeit) ein Pfandrecht über €16,5 Mio eingetragen.
  • Verbücherung: Der Kaufvertrag ist (noch) nicht im Grundbuch nachvollziehbar; Aufsandung/Eintragung offen.
  • Dokument: Der vollständige Kaufvertrag liegt Wiener Zocker vor und steht hier zum Download.
Die im Grundbuch eingetragenen Pfandrechte in der Apollogasse 8

Die spannende Kaufpreisgestaltung im Detail

Im Kaufbertrag wurde „als Kaufpreis für die in der Liegenschaft und im Punkt 1. Dieses Vertrages näher beziechneten Liegenschaft, wie sie zum Zeitpunkt der beiderseitigen Vertragsunterfertigung liegt und steht, wird ein Gesamtkaufpreis von insgesamt €7.800.000 (I.W. sieben Millionen achthunderttausend) von den Vertragsparteien beiderseits als angemessen vereinbart. Der Kaufpreis entspricht dem Verkehrswert der Liegenschaft.

Die Berichtigung des Kaufpreises erfolgt durch Übernahme der auf der Liegenschaft lastenden Verbindlichkeiten im Ausmaß des Kaufpreises, sodass ein Barkaufpreis nicht zu bezahlen ist.

Die Gestaltung des Kaufpreises beim Verkauf der Apollogasse 8 an die Blackstone Four GmbH

Das bedeutet, dass die Verbindlichkeiten die €7,8 Millionen übersteigen jedenfalls bei der insolventen Zinshaus APGA 8 Projekt GmbH verbleiben. Da werden die kreditgebenden Banken, die übrigen Gläubiger und die Insolvenzverwalterin viel Freude haben.


Warum das hochproblematisch sein kann

  1. Masseleer-Konstruktion:
    Wenn kein Barkaufpreis fließt, erreicht die Insolvenzmasse keinen unmittelbaren Zufluss, während ein werthaltiges Asset aus dem Schuldnerkreis herausgelöst wird. In Kombination mit dem Zeitpunkt (unmittelbar vor Konkurs) erfüllt dies klassische Anfechtungs-Trigger nach der Insolvenzordnung (Stichworte: Benachteiligungsabsicht, Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit, Näheverhältnis).
  2. Preis- und Zeitdiskrepanz:
    12,75 Mio (2022) versus €7,8 Mio (2025)am Vortag des Konkurses, ohne Barkaufpreis – bedarf plausibler Bewertungsgrundlagen (Sanierungszwang? technischer Zustand? Miet-/Bestandsrechte?). Solche Nachweise fehlen bislang.
  3. Belastungsspitze:
    Ein Pfand über €16,5 Mio (der Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel eGen) bei €7,8 Mio Kaufpreis und bloßer Schuldübernahme wirft Fragen nach der Bankfreigabe, Treuhandabwicklung, Rang/Valuta und dem wirtschaftlichen Sinn der Transaktion auf.
  4. Ungewöhnlicher Signaturort:
    Ebreichsdorf als Vertragssignaturort – ohne Gesellschaftsbezug – lässt auf Notar-/Treuhand- oder Logistikgründe schließen. Wer bereitete die Abwicklung? Welcher Notar/RA hielt Treuhand?

Forensische Einordnung in den LNR-Komplex

  • Blackstone Four GmbH taucht – wie in Teil 1 berichtet – als Käuferin auf; Johann Vakovics ist GF; Mandos GmbH (100 % Vakovics) fungiert als Obergesellschaft im Palais Festetics-Cluster.
  • Näheverhältnisse zu Markus Pospichal (Blackstone-Umfeld) und Lukas Neugebauer sind im Adress-/Personen-Cluster erkennbar; Martina Brandner wird in diesem Kreis ebenfalls genannt.
  • Unser Profil „Wer ist Johann Vakovics im LNR-Netzwerk?“ (Teil 2) zeigt die Personalunionen und das Adress-Cluster Berggasse 16/DGein Risikomarker für Vermögensverschiebungen in letzter Minute.

Kernfrage: Handelt es sich hier um eine rechtlich saubere Entschuldung – oder um eine „Last-Minute“-Assetverschiebung zulasten der Gläubiger?


Zahlen auf einen Blick

Jahr/SchrittVorgangBetrag (EUR)Zahlungsart
2022Kauf durch Zinshaus APGA 812.750.000Barkaufpreis (laut Whistleblower)
Eingetragenes Pfandrecht16.500.000Grundbuch
04.08.2025Verkauf an Blackstone Four7.800.000Schuldübernahme (kein Bargeld)
05.08.2025Konkurs eröffnet
Stand jetztNicht verbüchert

Unsere Einschätzung (pointiert)

Das Timing dieses „Kaufs ohne Geld“ einen Tag vor dem Konkurs, der Preisabschlag um fast 40 %, die bloße Übernahme eines Teils der aufrechten Belastungen und die Netzwerkkonstellation im Palais Festetics ergeben – zusammengenommen – ein Risikoprofil, das Anfechtung und sofortige Sicherungsmaßnahmen geboten erscheinen lässt.

Wenn hier kein Cent in die Masse fließt, während ein Wiener Zinshaus die Hände wechselt, ist die Gläubigergleichbehandlung akut in Frage gestellt. Und möglicherweise Betrugsabsicht (noch immer) gegeben.


Bisherige Berichte:

Aufruf: Helfen Sie, die Lücken zu schließen!

Wir veröffentlichen den Kaufvertrag in diesem Beitrag zum Download. Wir suchen konkrete Belege zu:

  • Treuhänder/Notar und Abwicklung (Treuhandbuchungen, Zahlungsanweisungen)
  • Bankfreigaben und Valutastände (16,5 Mio. EUR Pfand)
  • Bewertungsunterlagen zur 7,8 Mio. EUR-Preisfindung
  • WB-Registerauszüge/Dokumente zu Blackstone Four, Mandos, Palais-Cluster
  • Kommunikation zwischen Beteiligten (LNR/Pospichal/Brandl/Vakovics)

👉 Hinweise (auch anonym) bitte per Kommentar oder per E-Mail an office@wienerzocker.com. Jede verifizierbare Information hilft, Vermögensverschiebungen zu belegen und Gläubiger zu schützen.

2 Antworten zu „Apollogasse 8 – „Kauf ohne Geld“ am Tag vor dem Konkurs: Neue Unterlagen erhärten den Verdacht”.

  1. Avatar von DieLady
    DieLady

    Aus der anonymen Anzeige an die FMA und anschließend an die WKStA ( https://wienerzocker.com/wp-content/uploads/2024/10/fma-anzeige-lukas-neugebauer-redacted.pdf lässt sich die Tabelle ‚Zahlen auf einen Blick‘ vervollständigen.“

    In 1070 Wien wurde die Liegenschaft Apollogasse 8 im Juli und September 2018 von Privatpersonen um insgesamt 5.000.000,00 Euro an die APOLLOGASSE 8 PROJEKTENTWICKLUNG GMBH & CO KG und die REGELSBERGER LIEGENSCHAFTSVERWALTUNG GMBH. Am 19.10.2021 verkaufen die APOLLOGASSE 8 PROJEKTENTWICKLUNG KG und die REGELSBERGER LIEGENSCHAFTSVERWALTUNG GMBH die Liegenschaft um 12.750.000,00 Euro an die ZINSHAUS APGA 8 PROJEKT GMBH.
    Deren Gesellschafter und Geschäftsführer nach deren Gründung im Oktober 2021 ist Friedrich MEISEL; im November 2021 übernimmt Lukas NEUGEBAUER die Geschäftsführung und dessen Unternehmen werden Eigentümer. Zusagen der Einräumung von Wohnungseigentum wurden der FARO IMMOBILIEN GMBH, der VALAR VERMÖGENSVERWALTUNG GMBH und der LSNN
    IMMOBILIENBESITZ GMBH eingeräumt. Auch bei dieser Liegenschaft agiert Gerald GÖLLNER als TREUHÄNDER – wie auch Mag. Norbert PIECH als Antragsteller vor Gericht.

    Also, 5 Mio EUR -> 12,75 Mio EUR -> 7,8 Mio EUR kein Bargeld.

    Die Informationen (5 Mio und 12,75 Mio) finden sich in den Kaufverträgen, die den Grundbuchauszügen beiliegen.

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