Ein ironisch-hinterfragender Lagebericht zur österreichischen Justiz
1. „Blue Monday“ hinter Gittern
Wenn schon Reality-TV, dann richtig: Jimi Blue Ochsenknecht landete vorige Woche in Hamburg, wollte ins Wochenende – und fand sich in U-Haft wieder. Grund? Eine offenbar unbeglichene 14-tausend-Euro-Rechnung eines Tiroler Luxushotels aus 2021. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ließ einen internationalen Haftbefehl schreiben, Hamburg klickte sofort – und nun wartet der VIP in einer Einzelzelle darauf, nach Österreich chauffiert zu werden. Maximal drei Jahre Haft gibt’s hierzulande für „schweren Betrug“. Aber hey: Jimi zeigt sich auf Insta geläutert, dankt der Ex-Freundin fürs Bezahlen und nennt den Knast einen „notwendigen Boxenstopp zur Selbstreflexion“. Romantischer wird’s im Schwurgerichtssaal selten.
2. Verhältnismäßigkeit reloaded – oder: Wo bleiben die Fußfesseln für die richtigen Zocker?
Während die Justiz bei 14 000 € Tempo 300 fährt, cruisen andere gemütlich weiter: Lukas Neugebauer & Friends. Gegen den einstigen Immo-Shootingstar ermittelt die WKStA wegen mutmaßlichem Kreditbetrug in zweistelliger Millionenhöhe – doch der Herr Neugebauer urlaubt weiter mediterran, während seine Firmen eine nach der anderen in Konkurs segeln. Gerichtsakten quellen, Gelder verschwinden, Masseverwalter stöhnen – Handschellen? Bisher Fehlanzeige.
Lies die Berichte über die Causa Lukas Neugebauer hier.
3. Justiz-Karaoke bei Strasser & Co.
Wer vergangene Woche durchs Innenministerium schlenderte, konnte fast meinen, es handle sich um ein Revival-Konzert: Ernst Strasser (einst zu 3 Jahren Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt), Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und Amtsinhaber Gerhard Karner feierten „20 Jahre Polizeireform“. Networking mit Häppchen statt Nachsitzen im Seminar „Ethik für Fortgeschrittene“. Strasser lacht dann auch quietschvergnügt aus dem Bild mit der Ahnen-Galerie der Innenminister.

Dass Strasser bis heute beste Drähte in Parteizentralen und Blaulichtetagen pflegt, verwundert niemanden – schon gar nicht jene, die verzweifelt auf Bewegung in manchen Wirtschaftscausen warten.
In diesem Zusammenhang ist es für die Leser vielleicht interessant zu wissen, dass die Familie Strasser eng verbunden ist mit der Familie des Immobilien-Spekulanten Markus Pospichal. Der wiederum berät derzeit Lukas Neugebauer gegen Einwurf kleiner Münzen. Laut Informationen die uns aus dem Umfeld der Polizei zugespielt wurden, sollen die Summen die Pospichal von Neugebauer erhält tatsächlich nicht klein sein. Naja, als Informant der Polizei hat Pospichal eben seinen Wert.
4. Fragen an Lady Justitia
- Blitzhaft bei 14 k, Schneckentempo bei 40 Mio+?
- Warum wird erst nach Jahren und Instagram-Posts zugepackt?
- Haben manche Verdächtige einfach die falschen, äh, richtigen Kontakte?
- Und ganz nebenbei: Gibt es in Tirol wirklich so wenig spannende Delikte, dass ein Hotel-Bummelant zur High-Priority-Fahndung wird? Die haben doch auch Benko? Aber ja, da mussten auch zuerst die Italiener einer Haftbefehl ausstellen bevor die österreichischen Staatsanwälte Geschwindigkeit aufnahmen!
5. Zwischen Fazit und Facepalm
Natürlich muss eine Hotelrechnung bezahlt werden. Natürlich darf Betrug – ob €14 000 € oder €40 Mio – nicht folgenlos bleiben. Aber während ein Teil der Justiz den Turbo zündet, scheint ein anderer Teil noch immer den passenden Schrauber für die Handbremse zu suchen. Vielleicht hilft ein gemeinsamer Jour Fixe im Luxushotel: Einer bringt den Auslieferungsbeschluss mit, der andere die Ferienfotos aus Dubai.
Den Durchsuchungsbefehl iS Lukas Neugebauer et al herunterladen.
Transparenzhinweis: Dieser Bericht stützt sich auf Gerichtsunterlagen, Firmenbuch- und Konkursakten, offizielle BMI-Aussendungen, Whistleblower-Informationen sowie Medienberichte (siehe Verlinkungen/Citations). Er erhebt keinen Anspruch auf endgültige strafrechtliche Feststellungen, sondern fragt lediglich nach der Verhältnismäßigkeit richterlicher Eile und behördlicher Gemütlichkeit. Hinweise vertraulich an office@wienerzocker.com.


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