Es war einmal ein Mann namens Stefan Pierer, der hatte einen Traum. Nicht irgendeinen Traum, nein! Ein episches Kopfkino in Dolby Surround, das er Nacht für Nacht genoss: Er und sein treuer Freund Josef Blazicek, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender der börsennotierten Pierer Mobility AG, würden gemeinsam eine Motorrad-Dynastie erschaffen.
Eine Kult-Marke sollte es werden! Die Welt würde „KTM“ flüstern, nein, rufen – von den Alpen bis nach Amerika. Sie würden an die Börse gehen und Millionen scheffeln. Stefan und Josef, hoch dekoriert und respektiert, posierten lächelnd vor der Skyline des Erfolgs.
Aber dann, eines Morgens, klingelte der Wecker. Die Realität riss sie unsanft aus ihrer Traumwelt und sie landeten mit ihren Mitarbeitern, Lieferanten und Investoren in einem tatsächlichen Albtraum. Es fehlten Milliarden aber dafür waren 130.000 Motorräder zuviel auf Lager.
Doch halt! Der Traum war nicht komplett umsonst. Denn reich? Ja, reich sind Stefan und Josef geworden. Dividenden, Aktienverkäufe, hohe Gehälter, Boni und Remunerationen – ein bisschen Glanz war ihnen geblieben. Vielleicht nicht der Respekt, den sie sich ausgemalt hatten, aber hey, man kann ja nicht alles haben. Pierer hat es bevorzugt in einen neuen Traum zu flüchten, gemeinsam mit dem neuen Freund Mark Mateschitz – die Sanierung von Rosenbauer.
Irgendwie müssen der CEO Pierer und der Aufsichtsrats-Vorsitzende Blasicek vor sich hingeträumt haben, denn sonst hätte man die Krise der KTM schon viel früher erkennen müssen. Vor allem fragt man sich bei einem börsennotierten Unternehmen wie der Pierer Mobility AG, ob da nicht durch das Verschweigen von Umständen den Anlegern ein falsches (geträumtes) Bild vermittelt wurde?
Die Schulden-Realität
Die drei KTM-Unternehmen, die in Österreich Insolvenz angemeldet haben, weisen Gesamtschulden in Höhe von bis zu €2,9 Milliarden auf. Im Einzelnen stellt sich die Situation wie folgt dar:
- KTM AG: Die Schulden der KTM AG belaufen sich auf etwa 1,8 Milliarden Euro.
- KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH: Die genauen Schuldenstände dieser beiden Tochtergesellschaften werden nicht einzeln aufgeführt, sind aber in der Gesamtsumme enthalten.
Die Schulden setzen sich unter anderem wie folgt zusammen:
- Rund 1,3 Milliarden Euro werden mehreren österreichischen Banken geschuldet.
- Etwa 365 Millionen Euro stehen bei Zulieferern aus.
- Schuldscheine in Höhe von 80 Millionen Euro sind vorhanden.
- Offene Gehälter für Mitarbeiter belaufen sich auf 40 Millionen Euro.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Schuldenhöhe deutlich über den ursprünglichen Erwartungen liegt. Zuvor war von einem Finanzbedarf im „hohen dreistelligen Millionenbereich“ die Rede gewesen.
Die unverkauften Motorräder
Ein Teil des tatsächlichen Albtraums von Pierer sind die nicht verkauften Motorräder die in unvorstellbarer Anzahl vorhanden sind. Im Netzwerk von KTM sollen etwa 130.000 unverkaufte Motorräder auf Lager liegen. Diese Zahl wird in mehreren Quellen bestätigt:
- Laut dem KTM-Insolvenzantrag konnte das Unternehmen im Jahr 2023 rund 130.000 Motorräder nicht absetzen.
- Diese hohe Anzahl an Lagerbeständen ist ein wesentlicher Faktor für die aktuelle finanzielle Krise des Unternehmens. Die Überproduktion führte zu vollen Lagern und hohen Kosten.
- Ein konkretes Beispiel für die Lagerproblematik: Allein bei einer deutschen Spedition sollen noch rund 8.000 Motorräder des Modelljahrs 2023 stehen, für die KTM monatliche Standgebühren zahlen muss.
- Die Situation spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen wider: 2023 verkaufte KTM 380.000 Motorräder, während 2024 bisher 265.000 Motorräder verkauft wurden. Zusammen mit den 130.000 Motorrädern auf Lager ergibt sich eine Gesamtzahl von 395.000 Einheiten.
Diese Überbestände haben zu erheblichen finanziellen Belastungen geführt und sind ein wesentlicher Grund für die aktuelle Insolvenz von KTM.
Sollten sie Informationen zur Pierer Mobility oder zu KTM und den handelnden Personen haben, dann teilen Sie diese bitte mit uns per Kommentar oder mittels Email an office@wienerzocker.com.


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