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Bankbetrug: andere Länder, andere Sitten!

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Bankbetrug in der Wiener Immobilien-Szene

Seit 2021 beschäftigt der sogenannte Allied Wallet-Fall die US-amerikanische Justiz. In diesem Verfahren geht es um den Vorwurf des Bankbetrugs gegen mehrere Personen, die als verantwortliche Manager der Firma Allied Wallet agierten. Der Kern der Anklage ist, dass Allied Wallet durch die Angabe falscher Informationen Leistungen von Banken und Kreditkartenunternehmen erschlichen haben soll.

Kein Schaden aber Gefängnis

Den betroffenen Banken ist dabei kein finanzieller Schaden entstanden, was man über die betrogenen Banken in der Szene der Wiener Wilden nicht sagen kann. Dennoch erfüllt diese Täuschung in den USA den Tatbestand des Bankbetrugs, der mit einer Höchststrafe von bis zu 30 Jahren Haft geahndet werden kann.

Kürzlich haben einige der Angeklagten ihre Schuld in diesem Fall eingeräumt, was die Ernsthaftigkeit der Vorwürfe unterstreicht.

Der Wiener Ansatz

Vor diesem Hintergrund zum Thema Bankbetrug wechseln wir in die Wiener Immobilienbranche, wo Bankbetrug zum Handwerkszeug der Immobilien-Spekulanten zählte.

Die haben sich als Immobilienentwickler präsentiert, die tatsächlich waghalsige Spekulationen betrieben und mit Mitteln des Bankbetrugs bearbeitet haben sollen wie uns Whistleblower vielfach berichtet haben. Mit falschen Angaben über Eigenmittel oder die Werthaltigkeit der Immobilien sollen diese Immobilien-Zocker Kredite von Banken erschlichen haben.

Eigenmittel waren oftmals nur in sehr begrenztem Umfang (wenn überhaupt) vorhanden und wurden durch kreative Konstruktionen, wie „Bridge-Finanzierungen“ über das Bankhaus Wallisch oder durch kurdische Sauger wie Enver Müldür, als Potemkinsche Dörfer dargestellt. Überfinanzierungen waren ohnehin die Regel. Wie hätten sonst die extravaganten Lebensstile dieser „Entwickler“ – teure Autos, Luxusuhren und kostspielige Restaurantbesuche – finanziert worden sollen.

Mehr über das Bankhaus Wallisch hier lesen.

Strohmänner wurden als Geschäftsführer eingesetzt die letztlich auch für die Kredite haften sollten. Teilweise handelte es sich dabei um offensichtlich mittellose, teilweise drogenabhängige Personen, deren einzige Rolle darin bestand, die formalen Voraussetzungen für die Bankkredite zu erfüllen – und zu haften. In vielen Fällen waren die Bedingungen für die Gewährung eines Kredits für den Erwerb und die Entwicklung einer Immobilien zu keinem Zeitpunkt gegeben, sondern wurden eben konstruiert.

Diese einfach zu durchschauenden Konstruktionen haben den Banken offenbar ausgereicht, um Kredite zu gewähren. Diese Praxis wirft nicht nur Fragen zur Sorgfaltspflicht der Banken auf, sondern auch zur möglichen Mitwisserschaft und Komplizenschaft von Bankmanagern, die für ihr „Augenzudrücken“ offenbar in einigen Fällen Geschenke erhielten.

Ketten-Transaktionen

Besonders spektakulär waren die sogenannten Ketten-Transaktionen, bei denen Immobilien in kurzer Zeit unter den beteiligten Spekulanten mit erstaunlichen Wertsteigerungen weitergereicht wurden. Die Banken unterstützten diese Transaktionen oftmals bereitwillig, was die immensen Verluste nach dem Zusammenbruch der Immobilienblase – Schätzungen zufolge in Milliardenhöhe – zumindest teilweise erklärt.

Ein markantes Beispiel ist das Palais Festetics in der Berggasse 16 im Alsergrund, Wien:

  • 2019 wurde das Gebäude von der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für kolportierte 17 Millionen Euro an die Signa Gruppe von Rene Benko verkauft. Benko und seine Signa sind bekanntlich Geschichte.
  • Wenig später ging es für angeblich 31,3 Millionen Euro an die Gruppe von Klemens Hallmann, der es wiederum
  • einige Monate später an eine Gesellschaft von Lukas Neugebauer veräußerte. Neugebauers Firmengruppe ist zuletzt mit der LNR Development GmbH in den Konkurs gerauscht (davon in Kürze mehr).

Diese „Simsalabim“-Transaktionen erhöhten das objektbezogene Obligo der finanzierenden Banken erheblich und zeigen die problematische Symbiose zwischen Spekulanten und Banken.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Angesichts dieser Entwicklungen drängt sich die Frage auf, ob das österreichische Rechtssystem in der Lage und gewillt ist, ähnlich konsequent gegen derartige Machenschaften vorzugehen wie die US-amerikanische Justiz im Fall Allied Wallet. Obwohl Medienberichten zufolge die Staatsanwaltschaft gegen die Wiener Immobilienzocker ermittelt, bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich zu Anklagen kommt.

Angesichts der systematischen Natur des Bankbetrugs wäre es in der Tat erstaunlich, wenn keine juristischen Konsequenzen folgen würden. Doch in Österreich gilt oft der Spruch: „Andere Länder, andere Sitten.“ Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Sitten auch hierzulande Konsequenzen haben.

Sollten Sie Informationen zu den Wiener Zockern und die finanzierenden Banken haben, dann teilen Sie uns das bitte mit einem Kommentar oder per Email an office@wienerzocker.com mit.

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