Wiener Zocker

Sebastian Kurz, ehemaliger politischer Heilsbringer der ÖVP und Mehrfach-kurz Bundeskanzler, steht erneut im Fokus der Öffentlichkeit. Laut Berichten des STANDARD und der niederländischen Investigativplattform „Follow The Money“ bekleidet Kurz seit April 2022 eine Rolle als einer der Direktoren bei Masdar Solar & Wind, der Europa-Niederlassung eines bedeutenden Staatsunternehmens in Abu Dhabi, das sich auf Investitionen in Wasserstoff konzentriert. Über die Natur seiner Aufgaben und sein Einkommen herrscht jedoch Unklarheit.

Vor seinem Ausscheiden aus der Politik im Oktober 2021 hatte Kurz eine „Wasserstoffallianz“ mit Abu Dhabi ins Leben gerufen, ein Abkommen, das scheinbar den Grundstein für seine aktuellen Tätigkeiten legte. Ferner offenbaren Recherchen, dass Kurz Alleingesellschafter und Geschäftsführer eines weiteren Unternehmens in Abu Dhabi ist – der Connect 2093 Management Consulting GmbH.

Diese Verstrickungen rücken Kurz in ein kritisches Licht, insbesondere im Kontext seines kürzlichen rechtlichen Ärgers in Österreich wegen angeblich falscher Zeugenaussagen vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss und seiner Unterstützung für René Benko und dessen inzwischen insolvente Signa Gruppe. Seine Rolle bei der Beschaffung finanzieller Mittel, insbesondere für Signa in Abu Dhabi, lässt Fragen nach den Beweggründen und den daraus resultierenden Verbindungen aufkommen.

Kurz‘ Büro im Al Sila Tower, der dem Mubadala-Staatsfonds gehört, und seine Interaktionen mit diesem Fonds verstärken das Bild eines dichten Netzes von geschäftlichen und möglicherweise politischen Verflechtungen. Insbesondere nachdem Mubadala die Signa Gruppe nach deren Pleite verklagte und Kurz um ein beträchtliches Beraterhonorar von 2,9 Millionen Euro fiel, stellt sich die Frage nach den tatsächlichen Interessen und Klienten von Kurz in seiner neuen Rolle.

Zum aktuellen Zeitpunkt bleiben viele Fragen bezüglich der genauen Aktivitäten von Sebastian Kurz in Abu Dhabi unbeantwortet. Wer sind seine Kunden? Welche Dienstleistungen bietet er an, und wie verbinden sich diese mit seinen früheren politischen Positionen und Entscheidungen? Wie war der zeitliche Ablauf bei der Bestellung von Kurz? Diese und weitere Fragen werfen ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit einer transparenten Aufklärung, um mögliche Interessenkonflikte und die Integrität von Kurz‘ beruflicher wie auch politischer Vergangenheit zu evaluieren.