Die Leser von Wiener Zocker haben bereits vor vielen Monaten die Einschätzung über den Niedergang von Rene Benko und seiner SIGNA erfahren dürfen. Den Untergang zu prognostizieren war aber auch nicht wirklich eine Raketenwissenschaft. Es ist eine einfache Rechenaufgabe, die Gleichung aus steigenden Zinsen plus restriktiverer Kreditvergabe unter Berücksichtigung eines hohen Verschuldungsgrades zu lösen. Benkos Geschäftsmodell hat nur im Umfeld niedrigen (bis gar keiner) Zinsen und ständig steigenden Immobilienpreisen funktionieren können.
Die geplatzte Blase
Seit ungefähr 2010, nachdem die vom Lehman-Zusammenbruch 2008 ausgelöste Finanzkrise halbwegs verdaut war, hat die Immobilienbranche gebrummt. Es war die Zeit des Benko und der Wiener Wilden. Dann rollte mit der Covid-19 Krise noch einmal eine gigantische Welle billigen Geldes über uns hinweg und das hat die Risiko-Bereitschaft der Immobilien-Spekulanten dann nochmals angeheizt. Sie haben noch mehr Geld aufgenommen und noch wilder mit dem Geld der Investoren und Banken gezockt.
Kritiker wurden per Klagen oder mit gekaufter Werbung ruhiggestellt. Die Politiker aller Farben haben seine Nähe gesucht. Die Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und Sebastian Kurz waren stets zur Stelle (und werden jetzt weit weg sein).
Benko hat sich seine $45-Millionen Yacht „Roma“ angeschafft und kurz den Chrysler-Tower in Manhattan oder einen Palazzo in Venedig eingesteckt. Andere Prestige-Objekte und ein Börsengang der nunmehr in die Pleite gerutschten Signa Sports United (SSU) in New York passierten im Vorbeigehen. Der liebe Rene wurde als Wunderwuzzi hofiert. Er soll rund €5,5 Milliarden Net Worth gehabt haben.
Nun wollen die verzweifelten SIGNA Investoren enteignen und rauswerfen. Der Sanierungsberater soll retten was zu retten ist. Frisches Geld wird benötigt und das wollte der SIGNA unter Benko keiner mehr geben. Er soll heute seine SIGNA-Stimmrechte bereits an Sanierer Arndt Geiwitz übergeben, berichtet die Krone. Es ist ein tiefer Fall der mit hoher Wahrscheinlichkeit Staatsanwaltschaften und Gerichte beschäftigen wird.
Wir werden bald weitere Vorwürfe gegen Benko lesen dürfen. Von der nicht durchschaubaren Firmenstruktur bis über möglicherweise verschwundene Werte. Vor allem dann, wenn die SIGNA-Sanierung nicht gelingt, wovon man fast ausgehen kann. Der Standard hat heute bereits einen zynischen Nachruf verfasst, der genau diese Vorwürfe verfolgungsgerecht formuliert.
Benko ist nicht alleine in seinem „Gescheitertsein“. Das war angesichts des Geschäftsmodells tatsächlich alternativlos. Die gesamte Branche der Wiener Wilden leidet unter demselben, hoch ansteckendem Virus. Frei nach Kurz: Viele davon werden wir in den nächsten Monaten noch fallen sehen.
Brace, Brace
Gerüchte sagen, dass auch in der Firmengruppe des anderen österreichischen Immobilien—Fast-Milliardärs Klemens Hallmann die Liquiditätsprobleme für Sorgenfalten sorgen. Auch hier gilt: anschnallen bitte.
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