Die Wiener Wilden sind im Eck. In der Immobilienbranche geht derzeit nichts mehr. Der öffentlich inszenierte und medial aufmerksam begleitete Absturz von Rene Benko und seiner SIGNA Gruppe verkörpert wohl den Zustand der gesamten Immobilienbranche. Rien ne va plus, nichts geht mehr. Und auf absehbare Zeit wird das wohl auch so bleiben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn die Immobilienleute neue Projekte suchen. So wie das gigantomanische Ponzi-Schema, dass sich REAL-TOK nennt und von Peter Kilian, Thomas Wagenhofer und Lukas Koch-Hochmuth offiziell am 1. November 2023 startet.
Der Revolutions-Token der risikolos schnell reich macht
Sie wollen rasch sehr reich werden, dabei kein Risiko eingehen und glauben unbedingt an den Weihnachtsmann? Dann sind Sie beim REAL-TOK Projekt genau richtig (Webseite).
Seit Monaten laufen die REAL-TOK Proponenten durch die Wiener Innenstadt und deren Lokale und bieten jedem der nicht bei drei die Flucht ergriffen hat, die REAL-TOK Token (RLTO) an. Damit soll nichts weniger als die weltweite Immobilien-Branche revolutioniert werden, sagt das Whitepaper (Link). Angeblich haben die RLTO-Betreiber Büros in Wien, Miami, Tbilisi und Dubai. Mit dem Verkauf der RLTOs soll mehr als eine Milliarde Euro in die Kassen der Teilnehmer gespült werden.
Das Angebot zum Kauf der 1,2 Milliarden revolutionären RLTO-Token richtet sich laut Whitepaper explizit auch an Kleinanleger. Und das alles angeblich ganz wirklich ohne Risiko. Unter der Führung von CEO Lukas Hoch-Hochmuth bietet der Emittent, die in Georgien sitzende REAL-TOK LLC, den RLTO-Käufern eine über sieben Jahre laufende Rückkaufgarantie zum Ausgabepreis von €1 an. Hallo aber auch!
Schon 2024 soll der um $0,95 (oder um €1) verkaufte Token knapp $10 oder €10 wert sein.

Die Webseite verspricht „garantierte“ hohe Nachfrage nach dem Token. Also Liquidität. Es wird immer besser, oder? Dann kommen noch 5% Verzinsung über Staking hinzu (sie müssen das Konzept nicht verstehen).
Im Whitepaper und auf der Webseite nimmt man es mit der Währung nicht so genau. Einmal sind es Dollar und dann wieder Euro. Ist aber egal, weil das Ganze ohnehin nicht real ist.
Insgesamt sollen 1,2 Milliarden dieser Luft-Token an Investoren verkauft werden, die an den Weihnachtsmann glauben.
Keine Regulatorische Erlaubnis
Im Whitepaper wird explizit dargestellt, dass es sich beim RLTO um ein Security, also ein Wertpapier handelt. Zwar wird auch behauptet, dass es sich um einen „Ultility Token“ handeln würde, aber das ist nach den gängigen Definitionen Schwachsinn.
Die in Tbilisi, Georgien, sitzende Emittentin hat keine regulatorische Erlaubnis, um Token die als Wertpapier qualifiziert werden müssen an Kleinanleger in irgendeiner Jurisdiktion anzubieten. Es gibt keinen genehmigten Prospekt. Aus Sicht der von uns befragten Kapitalmarkt-Anwälte verstößt das REAL-TOK Projekt gegen die EU-Kapitalmarktgesetze und die darauf basierenden regulatorischen Bestimmungen.
Die Tokens werden über die Krypto-Börse P2B angeboten (Link hier), die wiederum von Firmen in Litauen, Estland und Hong Kong betrieben wird. Natürlich verfügt auch diese Krypto-Börse über keine regulatorische Erlaubnis. Wir brauchen nicht erwähnen, dass es auch keine KYC-Prüfung gibt, oder?
Mit dabei im REAL-TOK-Netzwerk ist auch der türkisch-kurdische Sauger Enver Müldür mit seiner Stromboli GmbH, sagt das Whitepaper.
Ein Ex-Kanzler, sein Netzwerk und das Chorherrnstift Klosterneuburg
Geht’s noch größer? Ja, natürlich. Wie bereits von Wiener Zocker berichtet, soll auch der derzeit angeklagte Ex-Kanzler Sebastian Kurz und sein Geschäftspartner Gerd Alexander Schütz in den Verkauf der Token einbezogen sein. Man will auch den Partner von Kurz, den Tech-Investor Peter Thiel als Partner gewinnen. Klingt alles nach Gigantonomie? Jedenfalls, aber Potemkin’sche Dörfer wissen für den oberflächlichen Betrachter immer zu überzeugen.
Wer sich auf der REAL-TOK Webseite das Portfolio an Immobilien ansieht, das angeblich als Sicherheit für die ausgegebenen Token dient, der findet zunächst auch die Metropolisbau von Skender Fani. Und das Chorherrnstift Klosterneuburg mit seinen Stiftsgründen. Wie genau diese Immobilien für die ausgegebenen Token haften sollen, das wird nicht erklärt. Im Grundbuch ist nichts eingetragen.
Im Whitepaper steht zu lesen, dass das derzeitige Immobilienportfolio einen Verkaufswert von €160 Millionen hätte. Damit lässt sich der Ausgabewert der RTLO-Token von insgesamt €1,2 Milliarden nur schwer decken. Oder haben wir da etwas nicht verstanden? Macht nichts! Der Weihnachtsmann bringts!
Wir haben mit Interesse vernommen, dass auch die Ringsmuth Brüder von Teamneunzehn in den Verkauf der RLTO-Token eingebunden sind. Die Verkäufer der Teamneunzehn-Gruppe sollen angeblich von jedem verkauften Token 30% Provision kassieren. Bei derart hohen Provisionen verkaufen die Immobilien-Leute sogar ihre Grossmutter.
Schlussfolgerung
Das REAL-TOK Projekt verspricht raschen Reichtum ohne jedes Risiko, wie das Ponzi-Systeme üblicherweise machen. In den Vereinigten Staaten würde man für die diversen Versprechen, die auf der Webseite den potenziellen Investoren gemacht werden, wegen Investmentbetrug wohl sofort verhaftet. In Europa dauert das noch etwas länger. Wie lange, das wird von der Reaktionsgeschwindigkeit der FMA und der anderen EU-Regulatoren abhängen.
Warum das Chorherrnstift bei einem derartigen Projekt mitmacht bzw. diesen Missbrauch mit seinen Gründen duldet, ist einfach nur rätselhaft.


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